The Hunt Cycling is a full service bike-shop, independent journal and collective consisting of three cycling enthusiasts based in Halle Saale. We try to explore, document and share our experiences in the field of cycling and beyond. Besides drinking shandy, lots of riding and intellectual discusses about bike parts and stuff, we enjoy riding with friends and running our showroom and bike-shop located in the center of Halle.
Ein früher Oktoberabend im verregneten, wolkenverhangenen Güntersberge, irgendwo im Harz. Es gibt keine freie Heizung auf unserer Etage, darunter stehen zwanzig klitschnasse Radschuhe und darüber trocknen ebenso nasse Radhosen, Trikots, Jacken und Beinlinge. Frierend und durchnässt hat uns der Harz empfangen.
7 Stunden vorher — The Hunt Cycling, Halle (Saale). Ein kühler aber trockener Morgen. Herzliches Begrüßen reihum, Kaffee in müde aber erwartungsfrohe Gesichter, kurze Streckenbesprechung und letzter Check von Ausrüstung und Rad und schlussendlich das Packen unseres großartigen Tour-Beutels.
Raus aus Halle, vorbei an Teutschenthal Richtung Sangerhausen und unsere ersten höhenmetrischen »Maulwurfshügel«. Zu zweit nebeneinander, zunächst dem Wind und später dem Regen trotzend über wenig befahrene und kurvige Straßen, vorbei an Feldern, Wiesen, tiefen Wäldern … durch immer kleiner werdende Orte im Mansfelder Land und Südharz. Der Vorharz empfing uns mit Dauerregen, wir waren bald nass bis auf die Knochen, das Wasser stand in den Schuhen, wir froren und quälten uns Richtung Etappenziel voran. Immer mal bergab und doch stetig bergauf … um nach 110 km und knapp 1200 hm, frierend und durchnässt und doch irgendwie erfüllt und glücklich in Güntersberge anzukommen.
Eine lange heiße Dusche, endlich trockene Sachen und ein basic-orientiertes Abendessen später … ein großer Raum für uns, Zusammensein, Fachsimpeln, Geschichten erzählend und hörend … eine wunderbare, verschiedene und doch so ähnliche Runde … mit echten Lokomotiven und »ambitionierten« Hobbysportlern … mit einer großen Passion für das Radfahren im Allgemeinen und für das Rennradfahren im Besonderen.
Eine Nacht und ein Frühstück später die Freude über doch ganz gut getrocknete Radkleidung, Packen und Präparieren für die höhenmetrische Königsetappe unseres Weekenders – dem »Col de la Brocken«. Hoffnung, dass der Dauerregen sich verzieht und daher verspäteter Start um halb zwölf … um danach über Anstiege und wunderschöne Abfahrten durch das Bodetal zu gleiten, über die Staumauer der Rappbode-Talsperre, vorbei an der sagenumwobenen Baumannshöhle durch das alte Mühlental nach Elbingerode. Stetig bergauf zum Fixpunkt unserer heutigen Etappe.
Ein letzter bestens organisierter Stopp mit heißem Tee, stärkendem Essen und wärmenden Decken für durchgefrorene Hunter in Drei-Annen-Hohne und gemeinsame Weiterfahrt stetig bergan nach Schierke, zum Highlight der Tour, der Bezwingung des »Col de la Brocken«. In kleinen Leistungsgruppen, die Lokomotiven voraus, die Hobbysportler hinterher — 10 lange Kilometer, steil bergauf zum Gipfel, mit lokomotivischer Eskorte zum Abschluss und Erinnerungsbild auf der Brockenspitze.
Eine kalte, sonnige, rasante und um Wanderer surfende Abfahrt später, ein Schierker Feuerstein am Fuß des Brockens– stolz über die eben erfolgte Bezwingung desselben. Sich wärmend mit gutem Kaffee und hausgebackem Kuchen einer zuvorkommenden Gastwirtschaft. Bereit zum letzten Stück unserer zweiten Etappe, bergauf und bergab über Hasselfelde und Stiege zurück nach Güntersberge, wo wir nach 5 Stunden, 120km und 1800hm wieder einradelten, durchgefroren, erschöpft und sehr sehr stolz und glücklich.
Abends, nach Dusche und Aufwärmen, das perfekte kulinarische Dinner für ausgehungerte Brockenbezwinger, Steak und Bratwurst vom Grill nebst isotonischer Hopfengetränke. Ein wiederum schöner, trauter, langer Abend mit gehaltvollen Gesprächen und Geschichten folgte … verbunden mit der Prophezeiung der Lokomotiven, dass alle Berge der Rücktour nur »Maulwurfshügel« sind im Vergleich zum heute bezwungenen Brocken.
Nun, eine kühne Aussage angesichts von 140 km und 1000 hm – inklusive der legendären 36 Kehren des sagenumwobenen Kyffhäuser-Aufstiegs. Nach Frühstück und dem Packen und Verstauen unserer Sachen der Aufbruch am späten Vormittag. Bergauf raus aus Güntersberge und einer anschließenden wunderschönen Abfahrt rollt die The Hunt-Crew durch das malerische Harzstädtchen Stolberg, auf historischem Pflaster vorbei an liebevollen gepflegten Häuschen, wie im Märchenfilm.
Dann weiter Richtung Kelbra, vor uns näherte sich langsam aber stetig unser erster Maulwurfshügel des heutigen Tages – der Kyffhäuser. Sein Aufstieg über 36 Kehren ist kurz und knackig, fast kurzweilig trotz der Schinderei. Eine lange, rasante, kurvige Abfahrt nach Bad Frankenhausen und ein ausgeklügeltes Lotsensystem führte uns zur letzten längeren Pause unserer Etappe, im Warmen mit Kaffee und selbst gebackenem Kuchen.
Durch den Naturpark Saale-Unstrut-Triasland nahmen wir Kurs auf Querfurt, eroberten wir den letzten Maulwurfshügel – die Querfurter Platte – und rollten anschließend der Heimat entgegen. Die letzten Kilometer zogen sich dann doch lange, unsere Akkus waren leer und die Gespräche kreisten um die Wahl der individuellen Abendverpflegung, wobei Pizza bestellen die eindeutige Favoritenrolle innehatte.
Glück und Stolz erfüllten uns bei der Ankunft in Halle, stolz über das Gefahrene in Länge und Höhe und glücklich über drei wunderschöne epische Tage mit bleibenden Erinnerungen, tollen Momenten und wunderschönen Abfahrten, persönlichen Grenzüberwindungen und Grenzverschiebungen und nicht zuletzt einer herzlichen und freundschaftlichen Atmosphäre.
Ein Gastbeitrag von Pepe. Der »The Hunt Cycling« Club-Ride im Nationalpark Harz war eine 3-tägige Rennradtour von ca. 400km Länge und 4000hm. Vielen Dank an alle Teilnehmer und Organisatoren. Danke an Clemens für die Initiierung und danke an Marcus — die Lokomotive. Wenn euch der Artikel gefallen hat oder ihr mehr über uns erfahren wollt, folgt The Hunt Cycling auf Instagram.